Handlung

Erster Akt

Die beiden berühmten Dichter Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogel-weide erhalten den Auftrag, eine Dichtung über das Leben der heiligen Elisabeth zu verfassen. Bei einem Treffen der Barden kommt es zur offenen Auseinandersetzung über die Frage, wie man das Leben der Landgräfin erzählen soll. Walther ist der Meinung, dass der Held die Geschichte macht, und will eher die Legende als die Wahrheit in den Mittelpunkt seiner Erzählung stellen. Wolfram hingegen sucht die wahre Geschichte hinter der Heiligen.

 

Die Eisenacher Bürger erwarten gespannt die Ankunft Elisabeths, der Königstochter Ungarns, die im Alter von vier Jahren an den thüringischen Hof des Landgrafen Hermann I. kommt, um dort im Familienkreis ihres zukünftigen Ehemanns, des Thronfolgers Ludwig, aufzuwachsen.

Schon bald gerät sie in eine soziale Isolation, da sie nicht als vollwertiges Mitglied der Landgrafenfamilie akzeptiert wird. Allein ihr zukünftiger Mann Ludwig und ihre Zofe Guda können im Laufe ihrer Kinderjahre eine freundschaftliche und vertrauens-volle Bindung zu ihr aufbauen. Elisabeth stellt sich zunehmend gegen ihre eigene feudale Schicht. Sie verweigert ihre Teilnahme am höfischen Treiben und am Leben im Überfluss. Damit bringt sie schon frühzeitig den Hof gegen sich auf.

 

Elisabeth fehlt aufgrund ihrer familiären Entwurzelung jegliches Vertrauen in zwi-schenmenschliche Beziehungen und sie findet ersatzweise Zuflucht in Gott. In Gebe-ten und religiösen Ritualen sucht sie ihren Seelenfrieden. Als Landgraf Hermann plötzlich stirbt, übernimmt Ludwig als neuer Landgraf die Herrschaft über Thüringen. Er sieht im unerwarteten Tod seines Vaters die Gottesstrafe für dessen ausschwei-fendes und unchristliches Leben. Ludwig verspricht Gott am Totenbett seines Vaters, für dessen Sünden einzustehen.

 

Entgegen den Ratschlägen seiner Gefolgsleute, allen voran sein Bruder Heinrich und seine Mutter Sophie, heiratet Ludwig seine langjährige kindliche Verlobte Elisabeth aus ehrlicher Zuneigung und Liebe. Dem Hof missfällt diese Heirat.

 

Der gelehrte Priester Konrad von Marburg, Kreuzzugsprediger und Vertrauter des Papstes, kommt nach Eisenach und macht Ludwig und Elisabeth am thüringischen Hof seine Aufwartung. In dem charismatischen Asketen findet Elisabeth eine väter-liche Autoritätsperson und einen Seelenverwandten. Sie erkennt, dass er ihre An-sichten und Werte teilt. Konrad seinerseits ist tief beeindruckt von der fragilen und doch selbstbewussten jungen Gräfin. Er empfiehlt sich ihr als Beichtvater und See-lenführer. Elisabeth willigt ein und in der Folgezeit wird Konrad für sie zum morali-schen und religiösen Ideal.

In Begleitung seines Bruders Heinrich begegnet Ludwig seiner Frau Elisabeth, die sich auf dem Weg zu den Armen und Kranken außerhalb der Burgmauern befindet. Unter dem Arm trägt sie einen abgedeckten Korb. Heinrich drängt darauf zu sehen, was in dem Korb ist. Er hat Ludwig bereits von der verschwenderischen Almosen-verteilung Elisabeths berichtet. Doch als Ludwig den Korb aufdeckt, befinden sich darin statt der erwarteten Brotlaibe nur Rosen.

 

Walther erzählt inbrünstig seine Version des legendären „Rosenwunders“. Es kommt erneut zum Streit der Barden über die Frage „Wunder oder Wahrheit?“

 

Ludwig verlässt Eisenach, um sich an einer kriegerischen Fehde um die Grafschaft Meißen zu beteiligen. Elisabeth hat dafür keinerlei Verständnis.

 

Konrad predigt die apokalyptischen Visionen der Johannesoffenbarung und prophe-zeit das nahe „Ende aller Zeiten“. Mit diesen endzeitlichen Visionen schürt er auch die Ängste und Schuldgefühle seines Mündels Elisabeth. Als Seelenführer verlangt er von ihr uneingeschränkten Gehorsam, Elisabeth willigt ein.

 

Elisabeth gerät wegen ihrer Identifikation mit urchristlichen Werten zunehmend in Konflikt mit ihrer Rolle als Landgrafenfrau und dem damit verbundenen Standes-unterschied zu den sozial Schwachen und Armen. Ihre Adelsprivilegien lehnt sie ab und versucht, wenn auch zunächst nur symbolhaft, Standesunterschiede zu über-winden. Teure Kleidung und dekadente Festgelage sind ihr ein Gräuel. Stattdessen wendet sie sich den Armen und Kranken zu. Während der Abwesenheit Ludwigs errichtet Elisabeth ein Armenhaus am Fuße der Wartburg.

 

Ihr Verhalten stößt zunächst auf latente, später auf offene Ablehnung des Hofes.   Vor allem Ludwigs Bruder Heinrich fühlt sich von Elisabeth provoziert und macht aus seiner Verachtung für sie keinen Hehl. Für ihn ist Elisabeth eine Bedrohung seiner Männlichkeit und seines gesellschaftlichen Standes. Ein gewisses Verständnis für ihr Handeln und ihre Haltung hat nur Sophie, deren anfängliche Skepsis sich gewandelt hat.

 

Ludwig kehrt zurück, und Elisabeth verbringt an der Seite ihres Mannes glückliche Jahre und bringt ihr erstes Kind Hermann zur Welt. Die freudige Dankbarkeit, die ihr die Notleidenden entgegen­bringen, erfüllt sie mit innerer Zufriedenheit und tiefem Glück. Sie glaubt, ihre Aufgabe und ihren Platz im Leben gefunden zu haben.

Zweiter Akt

Ludwig entscheidet sich auf Drängen seiner Gefolgsleute, zusammen mit Kaiser Friedrich II. an einem Kreuzzug teilzunehmen. Ausschlaggebend für seinen Ent-schluss ist die Überredungskunst Konrads, dessen Absichten aber eigennützig sind. Es kommt zum „Augenblick“ des Abschieds der beiden Liebenden im Bewusstsein, dass dies ein Abschied für immer sein könnte.

 

Während der Abwesenheit Ludwigs bricht eine große Hungersnot über das Land herein. Zahllose Menschen sterben. Eigenverantwortlich entscheidet Elisabeth, die fürstlichen Kornkammern zu öffnen und rettet damit Tausenden hungernden Men-schen das Leben. Heinrich ist völlig außer sich über das eigenwillige Handeln Elisa-beths, doch ihm sind die Hände gebunden.

 

Dann aber stirbt Ludwig auf dem Weg nach Jerusalem an einer Seuche. Elisabeth nimmt die Nachricht vom Tod ihres geliebten Mannes mit resignierender Trauer auf. Heinrich, der jetzt die Regierungsgeschäfte übernimmt, verbannt Elisabeth von der Wartburg. Sophie, die erzürnt ist über das Verhalten Heinrichs, sagt sich von ihrem Sohn los und verlässt ebenfalls die Burg, um Elisabeth zusammen mit Guda zur Seite zu stehen.

 

Elisabeth akzeptiert diese Verbannung ohne Widerspruch, ja ist beinahe glücklich darüber. Denn durch den Tod ihres Mannes hat sie sich noch weiter von allem Welt-lichen entfernt. Sie deutet Ludwigs Tod als ihre Bestimmung und entscheidet sich für ein Leben in Armut und Hingabe. Fortan will sie sich im Sinne der christlichen Bot-schaft der Nächstenliebe ganz der Armen und Kranken annehmen. Sie kleidet sich   in ein Bettlergewand und bettelt um Almosen. Wieder stößt sie auf Ablehnung, denn das Volk will Elisabeth als Fürstin und nicht als Bettlerin.

 

Bischof Eckbert aus Bamberg, Elisabeths Onkel, kommt nach Eisenach mit der Ab-sicht, Elisabeth zu einer Heirat mit Kaiser Friedrich zu überreden. Dieses Vorhaben ist nicht ganz uneigennützig, denn Eckbert verspricht sich von dieser Versippung einen eigenen Zugewinn an Macht, Einfluss und Reichtum. Elisabeth lehnt das An-gebot jedoch ab.

 

Konrad nutzt Elisabeths Opferwillen und ihre Leidensbereitschaft aus, um noch mehr Macht über sie zu erlangen. Er sieht sich selbst als gottgefällige Instanz, die Elisa-beth mit allen Mitteln zur Heiligkeit führen muss. Er legt ihr schwere Bußübungen auf und gewinnt immer mehr Einfluss auf alle Lebensbereiche Elisabeths.

 

Konrad handelt mit Heinrich eine Witwenabfindung (Witwengut) für Elisabeth aus und verspricht, sie mit in seine Heimatstadt nach Marburg zu nehmen. Elisabeth lässt sich von Konrad sogar dazu überreden, ihre kleinen Kinder in der Obhut ihres Schwagers Heinrich zu lassen. Sie folgt Konrad nach Marburg und baut dort ein Siechenhaus, das sie aus ihrem Witwengut finanziert.

 

Elisabeth kümmert sich mit Hingabe um das Wohl der Kranken. Im Leid dieser Men-schen erkennt sie sich selbst. Sie findet in ihrer Wohltätigkeit den lang ersehnten Seelenfrieden. Allein die Krankenpflege sowie die Sorge um die Aussätzigen und Waisenkinder geben ihr einen Lebenssinn. Innerhalb kurzer Zeit verteilt sie ihren Besitz fast vollständig und widersetzt sich damit sogar Konrads Willen, der ihr befoh-len hat, ihre Almosen einzuschränken.

 

Allmählich erkennt Elisabeth Konrads wahres Gesicht und dessen krankhaften Machttrieb. Sie durchschaut die falschen Ideale, von denen sie sich hat verleiten lassen. Dann bekommt Elisabeth Besuch von ihrem erstgeborenen Sohn Hermann. Der aber ist mittlerweile so von der Mutter entfremdet, dass die beiden keine gemein-same Basis mehr finden.

 

Der Papst ernennt Konrad wurde zum ersten deutschen Großinquisitor und Konrad macht sich nun mit Ketzerverfolgungen, Hinrichtungen und Verbrennungen einen grausamen Namen. Zu spät erkennt Elisabeth die Machtgelüste ihres einstigen See-lenführers, die nur wenig mit ihren hohen Zielen gemein haben. Es kommt zum Eklat.

 

Elisabeth erleidet einen Zusammenbruch, von dessen Folgen sie sich nicht mehr erholt. Von harter Arbeit ausgezehrt und allein gelassen, jedoch im Vertrauen auf einen tiefen Frieden und die Erlösung Gottes, stirbt sie im Alter von 24 Jahren.

 

Noch einmal treten Walther und Wolfram auf und kommen überraschenderweise zu einer einhelligen Meinung. Sie lassen das Rosenwunder ein zweites Mal geschehen …